Finnisch-deutsches Kolloquium in Leverkusen
Internationalisierung und Globalisierung
Hemmnis oder Chancen für die Wirtschaft
27. Mai 1997
Industrie- und Handelskammer Leverkusen
An der Schusterinsel 2 - Leverkusen-Opladen
Eine Veranstaltung der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Leverkusen
unterstützt durch die IHK Leverkusen, Sparkasse Leverkusen, Stadt Leverkusen
Berichte
Rheinische Post, 28.5.1997, Der schnelle Griff zum Handy
Rheinische Post, 28.5.1997, Medipolis: Euroregion 2000
Leverkusener Anzeiger, 3.6.1997, Dem Erfolg der Finnen auf der Spur
Förderung deutsch-finnischer Wirtschaftsbeziehungen ist wichtige Aufgabe der Deutsch-Finnischen Gesellschaft
Große Beachtung und Anerkennung erhielt die DFG Leverkusen für eine Veranstaltung zur
Wirtschaftsförderung in Leverkusen. Zum "Finnisch-deutschen Kolloquium" am 27.5.1997 in der IHK
Leverkusen mit dem Thema "Internationalisierung und Globalisierung - Hemmnis oder Chancen für
die Wirtschaft" waren deutsche und finnische Fachleute zu Referaten und zum Gespräch geladen.
Es kamen Geschäftsführer (oder Vertreter) der deutschen Vertretungen von
TAMROCK (Aarno Perttuli),
NOKIA Telecommunications (Harri Jyväsjärvi),
Telecom Finland (Kari Kosonen),
Buscom (Joseph Czako).
Extra zu dieser Veranstaltung reiste Dr. Saara Lampelo, Leiterin von Medipolis Oy, aus Oulu an!
Vertreten waren auch die
Finnische Botschaft / TEKES (Ismo Mäkinen)
und auf deutscher Seite das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Volker Knoerich).
Aus Leverkusen kamen Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung und Unternehmen.
Bürgermeister Paul Hebbel, Mitglied der DFG Leverkusen, begrüßte für die
Stadt Leverkusen die Gäste.
Der Wirtschaftsstandort Leverkusen wurde vom
Wirtschaftsförderungsamt (Otmar Steglich) und dem
Gründer- und Innovationszentrum GIZ Leverkusen (Dr. Ulrich Krahn)
vorgestellt.
Als Gäste nicht zu vergessen die örtliche Presse und - der Korrespondent für den deutschsprachigen Raum von
Helsingin Sanomat, Matti Virtanen,
der extra aus Berlin zur Berichterstattung anreiste.
Besonderer Dank gilt Aulis Kronqvist aus Oulu, der bis Mitte Juni für ein halbes Jahr in Leverkusen
tätig war, für seine Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung.
Es zeichnet sich ab, daß sich gerade nach dieser Veranstaltung Möglichkeiten wirtschaftlicher Zusammenarbeit zwischen finnischen und deutschen Unternehmen und Institutionen ausbauen und konkretisieren lassen. Hier gilt es nun für die DFG, als Partnerin auf lokaler Ebene die Beziehungen zum Hochtechnologieland Finnland zu unterstützen.
Vom 6. bis 8. Juni 1997 fand in Oulu ein großes Deutsch-Finnisches Kolloquium statt, an dem u.a. auch der Ministerpräsident Baden-Württembergs (mit einigen Oberbürgermeistern und Bürgermeistern seines Bundeslandes) und der finnische Staatspräsident M. Ahtisaari teilnahmen. Auch Leverkusen war vertreten: Bürgermeister Dr. Hans Klose und der Chef des Wirtschaftsförderungsamtes Otmar Steglich reisten nach Oulu. Sie konnten in einer Reihe von Gesprächen für den Standort Leverkusen werben.
Bernhard Marewski
RHEIN-WUPPER-ZEITUNG - RHEINISCHE POST, Mittwoch, 28. Mai 1997
Finnisch-deutsches Kolloquium auf der Schusterinsel / Mängel in Leverkusen
Der schnelle Griff zum Handy
Von Caspar Dohmen
OPLADEN. Was erwarten finnische Unternehmer von einer Gemeinde wie Leverkusen, wenn sie auf Standortsuche sind? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung zu "Internationalisierung und Globalisierung - Hemmnis oder Chancen für die Wirtschaft". Geladen hatte die Deutsch-Finnische Gesellschaft in die Räume der IHK auf der Schusterinsel.
Eingangstor in den Weltmarkt
Finnische Firmen gehen ins Ausland, wenn in ihrer Heimat der Markt für ihre Produkten gesättigt ist, die Wahl falle dann oft auf Deutschland mit seinen fast 80 Millionen Konsumenten, erklärten die finnischer Firmenvertreter. Viele Finnen sehen eine Niederlassung in Deutschland als Eingangstor in den Europäischen und Weltmarkt an. Die Unternehmer verwiesen auch deutlich auf Hemmnisse für eine Ansiedlung: Störend seien hohe Auflagen und Standards. In jedem Fall müßten hohe Vorleistungen erbracht werden, sagte ein Firmenvertreter, der bemängelte, "da schafft man Arbeitsplätze, paßt sich den Standards an, bekommt aber kaum Strukturförderung." Investitions-Hindernisse machten sie auch im mentalen Bereich aus: Während der Finne in der Sitzung sofort zum Handy greife, um ein Problem zu lösen, verfasse sein deutscher Kollege erst einmal ein Memo, welches er zweifach gegenzeichnen lasse.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, welche enormen Anstrengungen eine Kommune wie Leverkusen heute leisten muß, um ausländische Unternehmen erfolgreich anlocken zu können. Alleine günstige Gewerbeflächen anzubieten reicht als Wirtschaftsförderung nicht mehr aus. Immer wichtiger wird es, Kommunikationsstrukturen bereitzustellen. Wichtig seien aber auch die Qualifikationen potentieller Mitarbeiter vor Ort. Entscheidend sei aber die Schaffung eines individuellen Leverkusener Profils, wie in Oulu im medizinisch Bereich: "Man muß etwas anbieten, was andere Orte noch nicht haben. Es gelte also, wie in der finnischen Partnerstadt, eine Marktnische auf dem Weltmarkt auszumachen, die in- und ausländische Unternehmen nach Leverkusen locken könnte. Dieses Wirtschaftsprofil müsse zudem weltweit vermarktet werden, beispielsweise, über das Internet.
Als zunehmend ungeeignet erweist sich in der globalen Wirtschaft die kleinteilige Wirtschaftsförderung. Es sei sinnlos, wenn sich Köln, Leverkusen oder Düsseldorf im Standortwettbewerb übertrumpften, man müsse stärker als eine der rund 240 europäischen Regionen denken und handeln. "Wirtschaftsförderung ist heute die vordringlichste Aufgabe einer Stadt", sagte zum Abschluß Gastgeber Bernhard Marewski von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft. Traurig sei, daß diese Ansicht, in Leverkusen aber noch nicht in die Tat umgesetzt worden sei.
Teile des Wirtschaftsförderungskonzeptes übernehmen
Medipolis: Euroregion 2000
OPLADEN. Medipolis ist nicht der Schauplatz eines Science Fiction, sondern ein Technologiezentrum für Medizin und Biotechnologie mit mittlerweile 40 Unternehmen in Oulu, der finnischen Partnerstadt von Leverkusen. Bausteine des Wirtschaftsförderungskonzeptes könne man auch in Leverkusen implantieren, sagte Bernhard Marewski von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft: "Wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden." Auf dem Deutsch-Finnischen Wirtschaftskolloquium stellte die Geschäftsführerin des Zentrums, Dr. Saara Lampelo, gestern das Konzept vor. Oulu habe sich als erste Stadt in Finnland dafür eingesetzt, technisches Wissen in wirtschaftliche Aktivitäten umzusetzen, insbesondere im Bereich medizinischer Produkte. Hier erwarte man in Oulu Wachstumsraten von jährlich bis zu 30 Prozent. Pluspunkte der Euroregion 2000 seien: die Universität, Forschungsinstitute und eine Reihe innovativer Unternehmen. Derzeit richte Medipolis seine Antennen auf den internationalen Markt aus. Als entscheidende Faktoren für die Standortwahl Oulu gab sie das in der Region vorhandene Expertenwissen an, das Arbeitsklima und der hohe Grad der Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Universität, Krankenhaus, Unternehmen und Forschungsinstituten. cd
Leverkusener Anzeiger, Dienstag, 3. Juni 1997
Dem Erfolg der Finnen auf der Spur
Leverkusen/Oulu: Wer ist David, wer Goliath?
Wirtschaftskolloquium fand positive Resonanz
Von Hartmut Zitzen
Es hatte ein bißchen was von der Begegnung Davids mit Goliath - das erste Finnisch-Deutsche Kolloquium bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Gewerbepark Schusterinsel: auf der einen Seite die vergleichsweise bevölkerungsarme Partnerstadt Oulu in der Weite des nördlichen Polarkreises - auf der anderen der Goliath Leverkusen mit seinen 160.000 Einwohnern mitten im quirlig-rheinischen Ballungsgebiet.
Was Wirtschaftsförderung und Zukunftsorientierung angeht, scheint aber David der wahre Goliath zu sein.
Bernhard Marewski und Aulis Kronqvist, die Organisatoren des Kolloquiums, hatten hochkarätige Gesprächspartner eingeladen, um das Geheimnis des finnischen Erfolgs zu lüften, das in einer konsequenten Ausrichtung der gesamten Volkswirtschaft auf Zukunftstechnologien und Globalisierung zu suchen ist. Dazu gehörten unter anderem Saara Lampelo, Geschäftsführerin des Medizinisch-Technischen Innovationszentrums in Oulu, Harri Jyväsjärvi, General Manager der Nokia Telecommunications GmbH, und Kari Kosonen, Geschäftsführer der finnischen Telecom.
Bemerkenswerte Antwort
Welche Erkenntnisse die Leverkusener Teilnehmer bei dem Kolloquium gewonnen haben, hat der Leverkusener Anzeiger gefragt und einige bemerkenswerte Antworten erhalten. Für Gerd Wölwer, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat hat das Kolloquium "einen wichtigen Beitrag zum Thema Standortsicherung geleistet. Die Schaffung von Arbeitsplätzen sei eines der drängendsten Probleme in Deutschland, und die Finnen befinden sich seiner Ansicht nach auf einem erfolgversprechenden Weg, dieses Problem zu meistern. Deshalb sei es außerordentlich bedauerlich, daß nur wenig Politiker und Geschäftsleute den Weg zu der Veranstaltung gefunden hätten.
Ursula Geider, die das "Gründernetz Leverkusen" vertrat, zeigte sich beeindruckt vom Umsatzwachstum der finnischen Unternehmen. Ihrer Ansicht nach sollte die Stadt alles versuchen, ausländische Investoren nach Leverkusen zu holen. Allerdings sei es zur Zeit nicht leicht, ihnen zu erklären warum sie damit einen attraktiven Standort wählen würden An der Imagewerbung müsse die Stadt halt noch arbeiten.
Auch Hans-Peter Meyer, Vorsitzender des städtischen Finanzausschusses, sah das Bemühen der Veranstalter in einem sehr positiven Licht. Er habe von dem Kolloquium vor allem die Information mitgenommen, nach welchen Kriterien weltweit tätige Unternehmen Standorte auswählen, und einiges darüber erfahren, was Leverkusen tun müsse, um deren Interesse zu wecken. "Bisher haben wir in dieser Hinsicht noch viel zu wenig getan", übte Meyer Selbstkritik.
Sparkassenchef Klaus Wolf empfiehlt dringend weitere Gespräche dieser Art, um die Leverkusener Wirtschaft zu fördern. Allerdings sei ihm auch nicht entgangen, daß die erste Veranstaltung dieser Art noch wenig zielorientiert gewesen und der Hintergrund wohl eher in der Städtepartnerschaft mit Oulu zu suchen sei. Außerdem bemängelte er, daß viele finnische Unternehmen den Anforderungen an den deutschen Zahlungsverkehr nicht gerecht würden und speziell die Firma Nokia fast schon zu spät dran sei, um noch ins (Telekommunikations-) Net-Lev einzusteigen.
Organisator Bernhard Marewski, der sich wie Wölwer mehr Resonanz von Politik und Wirtschaft gewünscht hätte, fordert mehr Offenheit gegenüber ausländischen Investoren. Dennoch habe sich die Mühe gelohnt. Das Kolloquium habe Impulse für die Zukunft gebracht und - zumindest zeitweise eine Art Aufbruchstimmung erzeugt. Und davon könne Leverkusen nicht genug haben.
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