Landesnachrichten
Zeitschrift der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Nr. 83 - September 1996

Kajaani im schönen Kainuu

Die Heimatstadt Urho Kekkonens


Die Siedlung Kajaani entstand um die im 17. Jahrhundert vom schwedischen König Karl IX. angelegte Burg "Kajaaninlinna". Im Jahr 1651 wurden der Siedlung von Per Brahe die Stadtrechte verliehen. Die schwedische Burgbesatzung kapitulierte 1716 vor den russischen Angreifern. Damals wurden Burg und Stadt dem Erdboden gleichgemacht, so daß heute von der befestigten Burg "Kajaaninlinna" nur noch Ruinen geblieben sind. Kajaani liegt sowohl im Zentrum Finnlands, wie auch im Zentrum Kainuus.

Über Jahrhunderte hat die Stadt Kriege und Zerstörung erlebt. Zur Geschichte der Stadt gehörte stets das Soldatenleben, welches die Kultur dieser Stadt mitgeprägt hat. Die Brigade von Kainuu führt auch heute noch die Garnisonstradition der Stadt fort.

Die Dichtung Finnlands hat eine enge Beziehung zu Kajaani. Elias Lönrot unternahm von hier aus seine Reisen zur Sammlung des Nationalepos. Die Wurzeln der Dichtung Eino Leinos gehen auf das Dorf Paltaniemi nahe Kajaani zurück. Zur Tradition von Kajaani gehört die immer wiederkehrende Veranstaltungsreihe "Wort und Lied" in Kajaani, der Stadt des Kalevala.

C.L. Engel war nicht nur in Helsinki tätig. Im Jahre 1831 wurde das Rathaus gebaut, welches von ihm entworfen wurde. Restauriert ist es im farbenfrohen Stadtbild nicht fortzudenken. Die neue Kirche ist 65 Jahre jünger. Sie ist eine im sogenannten Tischlerstil ausgeführte neugotische Kirche von Jac Ahrenberg. Nicht vergessen werden dürfen die sehenswerten Holzbauten wie der Bahnhof, das alte Verwaltungsgebäude der Firma Kajaani Oy und das Haus, welches früher vom Präsidenten Kekkonen bewohnt wurde.
Kajaani ist die Heimatstadt des früheren Präsidenten, der hier auch zur Schule ging.

Wirtschaftliche Bedeutung erlangte die Stadt um die Jahrhundertwende. Sie wurde zum wichtigsten Produzenten von Holzteer. Der Teer wurde aus den Einödgebieten oberhalb Kajaanis über Kajaani und dem See Oulujärvi und dann über den Oulujoki zum Bottnischen Meerbusen verschafft. Zum Fluß Oulujoki wurde für die Teerverschiffung ein Kanal gebaut, dessen altes Schleusenwärterhäuschen heute noch existiert. Mit dem Bau der Eisenbahn im Jahre 1905 und der Gründung des Holzindustriekonzerns Kajaani Oy begann die eigentliche Expansion der Stadt. Heute ist sie in zentraler Lage ein wichtiges Industrie und Handelszentrum.
(van der Wyst)

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Kainuu

Hyrynsalmi

Tervetuloa im südlichsten Rentierzuchtgebiet !


Durch wilde Tannenwälder, an Gewässern vorbei, über Flechten und Heidekraut, durch Moorgebiete, vorbei an Berghängen und über Gipfel führen das ganze Jahr alle Aktivitäten im Gebiet der Gemeinde Hyrynsalmi. Optimale Bedingungen für den Besucher bieten die Gewässer und Wälder. Sein Herz an die schlichte Schönheit der Natur Kainuus verliert der Gast sicherlich in einer hellen Sommernacht.

Doch auch im Winter bei Skiwanderungen kann man sein Herz verlieren, bei strahlender Sonne, blauem Himmel und frischer, klarer Luft. In dem vor kurzem neu entstandenen Ferienzentrum "Ukkohalla" liegen großzügig in der Landschaft verstreut gemütliche Ferienhäuser. Hier ist die höchste und schneereichste Region von Kainuu. Ein 160 km langes und regelmäßig gespurtes Loipennetz steht den Langläufern zur Verfügung. Langlaufen läßt in der noch ursprünglichen Natur die Hektik und den Streß des Alltages schnell vergessen
. Der Winter ist die längste Jahreszeit in Kainuu, und so ist es selbstverständlich. daß außer Langlauf noch andere Aktivitäten wie Skiabfahrtslauf, Snowboarden und Rodeln möglich sind. Man kann sich auch für eine beschauliche Pferdeschlittenfahrt durch die verschneiten Wälder entscheiden.

Ruska, mit dem Spätsommer beginnend, sollte schon eine Alternative zum Winter sein. Abgesehen von ein paar Mücken, die sich, bedingt durch die sumpfige Landschaft, wahrscheinlich hierin verirrt haben, sind die Wälder Kainuus voller Köstlichkeiten. Ab Juli kommen die ersten Röhrenpilze zum Vorschein und die Heidelbeeren reifen. Es folgen dann Himbeeren, Steinpilze, Pfifferlinge, Mult- und Preiselbeeren. Nun wird Sammeln zur Leidenschaft, besonders wenn am Abend eine herzhafte Pilzmahlzeit winkt. Es sei denn, man ist gesättigt von der Bewegung in frischer Luft und den Düften des Waldes sowie den Kostproben, die ab und zu den Gaumen gekitzelt haben.
In den Wäldern Kainuus herrscht lebhaftes Treiben. In Deutschland schon lange nicht mehr anzutreffen, sind hier noch Bären zu Hause. Da Bären sehr scheu sind, bekommt man sie nur selten zu sehen. Sie meiden den Menschen und machen einen großen Bogen um ihn. Nur bei starkem Wind, wenn der Bär sich mit dem Wind dem Menschen nähert, könnte es zu einer Begegnung kommen.
(van der Wyst)

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Kainuu

Suomussalmi

Alvar Aaltos "Die Flamme" erinnert an schreckliche Kriegszeiten


Kuhmo und Suomussalmi liegen im äußersten Osten Finnlands und haben eine etwa 280 km lange Grenze mit Rußland. Suomussalmi wird von Ruhesuchenden und Wildmarkenthusiasten, die Ruhe, Einsamkeit und unendlich viel unberührte Natur suchen, bevorzugt. Dies war aber nicht immer so. 1939 kamen aus vier Richtungen 27 sowjetische Divisionen mit je 17.500 Mann und schweren Waffen gegen Finnland. Neun finnische Divisionen mit je 14.000 Mann hatten die Aufgabe, diese "Touristen" von ihrem Land fern zu halten. Redensarten wie "Ein Finne ist so viel wert wie zehn Russen" oder "Die sind so viel, und unser Land ist so klein; wo finden wir wohl Platz genug, alle zu begraben" waren an der Tagesordnung. Die Russen sahen sich dann auch nicht in der Lage, ihre Überlegenheit voll auszuspielen. Ihre schweren Kolonnen kamen kaum vorwärts, während finnische Skiverbände in ihren weißen Tarnuniformen schnell und lautlos durch die Wildmark liefen und zuschlugen. Die Gemeinde Suomussalmi erlangte eine taurige Berühmtheit durch die blutigen Entscheidungskämpfe im sogenannten Winterkrieg 1939-40. Zwei sowjetische Divisionen nahmen am 7.12.39 das Kirchspiel Suomussalmi ein, versuchten von hier aus Finnland an seiner schmalsten Stelle zu trennen, und bis Oulu vorzurücken. Innerhalb von nur einer Woche konnten finnische Truppen in zähen und verlustreichen Kämpfen den Vormarsch stoppen. Das Denkmal "Die Flamme" von Alvar Aalto, im Jahre 1959 auf dem Hügel Karhulanvaara errichtet, erinnert an diesen Krieg in der Grenzmark. Überall um Suomussaimi herum wird dieser traurige Teil der Geschichte lebendig. "Talvisodan muistomerkkit" (Kriegsgedenkstätten) erinnern in Likoharju, Kuomasjoen, Haukiperä, Karhulanvaara, Kylänmä, Lehtovaara und Piispajärve an diese Zeit. Auf dem berühmten "Raattee Weg" sind die Spuren der Kämpfe heute noch zu sehen.

Erinnern sollte man sich aber daran, daß das Gebiet von Suomussalmi bereit vor ca. 4.000 Jahren besiedelt war. Felszeichnungen in der Nähe von Hossa lassen die Kunstfertigkeit dieser Bewohner erkennen.

Anfang dieses Jahrhunderts lebte in Turjanlinna (heute Museum) am See Kiantajärvi der finnische Schriftsteller Ilmari Kianto. Sein bekanntester Roman von 1909 "Punainen viiva", "Der rote Strich", wurde 1978 von Aulis Sallinen als Oper vertont und außer bei den Festspielen in Savonlinna auf vielen internationalen Bühnen aufgeführt. Der Schriftsteller Ilmari Kianto schildert in sozialrealistischer Manier das harte Los der Grenzmarkbewohner. Im Ortsteil Ämmänsaari steht seit 1974 zum Gedenken an Ilmari Kianto eine Statue von Kain Tapper.

Ein Ausflug zum karelischen Dorf Kuivajärvi sollte von Suomussalmi aus nicht fehlen. Hier steht zum Gedenken an die Liedersängerin Domna Houvinen das Haus Domnan Pirtti, welches im Sommer als Jugendherberge genutzt werden kann. An der Wander- und Sportangelroute Hossa-Peranka findet man Hütten und geeignete Plätze zur Übernachtung im Freien. Hier bietet sich dem Wanderer der direkte Kontakt zur unberührten Wildmark an. Die kargschöne und abwechslungsreiche Natur ist ein Paradies für den Individualisten.
(van der Wyst)

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Kainuu

Kuhmo - Stadt der Kammermusik

In Kuhmo ist alles anders!


Kuhmo gehört zu den größten Städten der Welt. Die Fläche von Kuhmo beträgt 5.500 qkm, die von Tokio nur 2.000 qkm. Im Gegensatz zu Tokio gibt es in Kuhmo jedoch kein Gedränge, auch nicht zur Hauptverkehrszeit. 5.555 Autos finden genug Platz. Diese Autos teilen sich auf auf 13.000 Einwohner, von denen etwa die Hälfte im Stadtzentrum wohnt.
Die Einwohner besitzen mehr Tretschlitten als Autos, und zwar 5.558. Auf Kommunikation wird großen Wert gelegt, hier werden 5.627 Telefone und 4.421 angemeldete Fernsehgeräte gezählt. Die gemeinsame Grenze zwischen Kuhmo und Rußland ist 121.522 m lang. Weitläufige Waldgebiete und mehr als 600 Seen bieten Lebensraum für hunderte von Tieren. Neben ca. 700 scheuen Waldren und ein paar tausend Elchen gehören Bären, Wölfe und Füchse zum Gleichgewicht der Natur. In der Luft finden wir den Steinadler, Kranich und den Singschwan. Beispielhaft für das Leben im Wasser sind: die kleine Moräne, die Seeforelle, der Barsch, die Äsche, die Moräne und der Hecht. Beerenpflücken ist für viele Kuhmoer eine angenehme Nebenerwerbsquelle. Im Tourismus wird ein Pfeiler der Zukunft für Kuhmo gesehen.

Seit 1970 erleben jedes Jahr etwa 40.000 Konzertgäste den "Geist von Kuhmo“ beim "Kuhmon Kamarimusikki - Kuhmo Chamber Music Festival" mit Virtuosen aus aller Welt. Dann kann es natürlich im Zentrum von Kuhmo auch mal "fast so eng" wie in Tokio werden.
(van der Wyst)

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Kainuu - Kuhmo

Kalevala


Kainuu und Kalevala gehören zusammen. Hier ist der Weg nicht weit nach Karelien, nach Kostamus und den Dörfern, wo die Lieder des Kalevala-Epos aufgezeichnet wurden. Elias Lönnrot zog auf seinen vier Wanderungen, auf denen er die Lieder des Kalevala sammelte, durch Kuhmo. Künstler wie Akseli Gallen-Kallela nahmen den gleichen Weg. Somit ist es nicht verwunderlich, in Kuhmo ein Kalevala-Dorf zu finden. Ein ganzes Dorf im Kalevala-Stil. Hier sind im Pohjola-Haus, welches wie eine Festung anmutet, wechselnde Ausstellungen mit Kalevala-Motiven zu sehen. Weiter wird Kunsthandwerk präsentiert. Und der Kalevala-Rundweg wird gerne begangen. Leider ist das Kalevala Dorf nur im Sommer geöffnet; das nebenan liegende Kalevala Hotel mit seinem trutzigem Erscheinungsbild ist zu jeder Zeit ein Blickfang im Bereich des Museumsdorfes.

"Kulttuurikornitsa" ist der Name des Zentrums für karelische Kultur. Hier wird der Besucher mit der Kultur Kareliens vertraut gemacht. "Kulttuurikornitsa" fördert den Kulturaustausch zwischen der finnischen und karelischen Republik und ist für den Schutz der Dörfer Weißmeerkareliens und Förderungsprojekte der Arhippa Perttunen Stiftung verantwortlich.
(van der Wyst)

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Kainuu

Sotkamo

Im Winter: Skilaufen am Vuokatti
Im Sommer: Wandern in Nationalparks


Das Eldorado für Freunde der schmalen Bretter. Vuokatti ist als internationales Trainingszentrum für Wintersportler bekannt. Auf Grund seines ausgezeichneten Loipennetzes, seiner qualifizierten Skilehrer und den schneereichen Wintern ist hier Finnlands erste Adresse für Langläufer. Vuokatti, eine Bergkette von 13 hintereinander liegenden Hügeln, beherrscht die Landschaft von Sotkamo.

Der höchste Hügel ist der Porttivaara mit 351 m. Der Blick in Richtung Sapsojärvi bietet ein Landschaftsbild, das von den alten 500 FIM Banknoten bekannt ist. Am Wochenende im Winter trifft man hier die Einwohner von Kajaani. Kein Wunder, denn Kajaani liegt nur 40 km entfernt, und in Vuokatti gibt es neben etwa 95 km präparierten Loipen 8 alpine Skipisten. Die Skipisten von Vuokatti ermöglichen Slalomsportlern aller Klassen, auf den Kattihängen den Rausch der Geschwindigkeit zu erleben.

Im Sommer findet der Wanderer den Sotkamo Riistapolku und den Natursteig Hiukanharju. Zum Baden lädt der 1 km lange feinsandige Strand Hiukan Hiekat ein.

Sotkamo ist eine beschauliche Stadt, die die Verbindungsstraße Kajaani - Kulimo halbiert.

Zum Gemeindegebiet Sotkamos gehören zwei der insgesamt 30 Nationalparks in Finnland. Der von seiner Größe mit 44 qkm an 11. Stelle rangierende Nationalpark "Hiidenportti" wurde 1982 gegründet. Hier trifft man eine Moor- und Heidelandschaft an. Seinen Namen erhielt der Park von der gleichnamigen Schlucht, deren Felswände fast 20 m steil abfallen. Der zweite, nur 34 qkm große Nationalpark, wurde gleichfalls 1982 gegründet und 1992 erweitert. Er liegt im Bereich Sotkaino und Rautavaara. Seinen Namen erhielt er vom Wildmarksee "Tiilikka". Der Wildmarksee wird von einem kilometerlangen, flachen Landrücken durchzogen. An seinen Ufern sind weiche Sandstrände für Erholungssuchende.
(van der Wyst)


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